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Wieso mich die 7 Weltwunder verwundern

Es ist offiziell: Ich habe offenbar alle 7 Weltwunder gesehen. Wobei, das war mir gar nicht bewusst. Ein Freund hat mich neulich, auf seinem Handy scrollend, gefragt: Welche „New 7 Wonders of the World“ hast du schon live und in Farbe gesehen?“ Meine Antwort war: „Ähem … keine Ahnung?“ 

Ich gestehe, ich habe mitunter Wissenslücken, was Geografie und Geschichte betrifft. Und wenn man mich schnell auf den Prüfstand stellt, schaltet mein Hirn gerne auf blank. Altes Schultrauma (also ein Trauma, das eh jeder von uns in der ein oder anderen Form kennt, weil irgendwelche Lehrer in Testsituationen vielleicht nicht ganz so verständnisvoll oder geduldig waren, wie sie es hätten sein können). 

„Also … die Pyramiden habe ich definitiv schon mal nicht gesehen“, gab ich nach kurzem Nachdenken zu Protokoll. Ägypten hat sich irgendwie als Reisedestination nie ergeben, obwohl meine beängstigend kluge Schwester ein Riesen-Fan ist und die Tauchreviere dort in höchsten Tönen lobt. Jedes Mal, wenn sie mich irgendwo auf der Welt besuchen kommt und unter Wasser geht – sei es in Brasilien, Mexiko, Griechenland – dann taucht sie immer mit derselben Meinung wieder auf: „Schön. Aber keineswegs zu vergleichen mit dem Unterwasser-Reichtum in Ägypten“.

Die Weltwunder wurden gewählt – online!

„Die Pyramiden stehen nicht auf der Liste der „New 7 Wonders of the World““, meinte mein Freund. 

„Bist du sicher?“, hakte ich nach. 

„Ja, die Pyramiden sind nur Ehrenkandidaten, sie wären quasi Nummer 8. Aber es haben zu wenig Menschen für sie gestimmt.“

„Man wählt die 7 Weltwunder?!“, fragte ich. Wie gesagt, Wissenslücken. 

„Es gab offenbar eine Online-Liste, über die abgestimmt werden konnte. Und die Pyramiden bekamen nicht genug Stimmen.“

„Aha. Was war dann wunderbar genug für ein Weltwunder?“, fragte ich. 

  1. und 2: Machu Picchu in Peru. 2. Christo Redentor Statue in Rio de Janeiro, Brasilien.

Das sind die 7 Weltwunder laut Abstimmung

Mein Freund räusperte sich und ratterte die Liste runter: 

  1. Die Chinesische Mauer. 
  2. Die antike Felsenstadt Petra in Jordanien. 
  3. Das Kolosseum in Rom, Italien.
  4. Die Maya-Ruinen von Chichén Itzá in Yucatan, Mexiko.
  5. Taj Mahal in Agra, Indien 
  6. Die Christus-Statue in Rio de Janeiro, Brasilien. 
  7. Die alte Inkastadt Machu Picchu in Cusco, Peru. 

Applaus, Medaille, Goldpokal. Ich habe alles gesehen. Mit Machu Picchu, das ich jüngst besucht habe, kann ich mich jetzt also Weltwunder-Expertin nennen. Und als solche sagen: „Ich verstehe nicht ganz, warum es genau diese Liste geworden ist.“

Denn alle Stopps mögen zwar ihren eigenen Charme haben. Aber wie bestimmt man: Das-ist-mehr-Wow-als-alles-andere?

Außerdem ist anzunehmen, dass bei dieser Liste auch ein paar lokale Tourismusbüros ordentlich Geld in die Bekanntmachung der Abstimmung gebuttert haben. Denn: Die Chinesische Mauer ist nett, aber dass man da mittlerweile auf XL-Rutschen ins Tal rutschen kann … na ja. Das hat ein bisschen Disneyland-Charakter. 

Oder die Christus-Statue in Rio! Ein geschmackvoll gemeißelter Jesus, keine Frage. Aber ein Weltwunder?! Das gilt meines Erachtens auch fürs Taj Mahal in Indien. Vorab hatte ich gehört: „Es gibt Leute, die weinen, wenn sie das Taj Mahal zum ersten Mal sehen, so ergriffen sind sie von seiner Schönheit.“ Als ich schließlich davorstand, war ich ehrlicherweise ein wenig enttäuscht. Durch die Erzählungen hatte ich es in mir viel imposanter vorgestellt. Nicht so klein. Mickrig. Aber ich schätze, wenn man aus Österreich kommt, wo quasi an jeder Ecke irgendeine Burg, ein Prachtbau oder sonst etwas Historisches steht, ist man nur schwer zu beeindrucken (Ich bin sogar neben einem alten Wasserschloss aufgewachsen, die Bude heißt „Schloss Aurolzmünster“, falls es jemand googeln will).

Machu Picchu, der jüngste Stopp, dann: super schön. Rundherum Wahnsinns-Natur. Mein Tourguide meinte, dass sich noch hunderte solcher Ruinen unter der Natur im Dornröschenschlaf befinden und auf ihre Entdeckung oder archäologische Ausgrabungen warten. Und seitdem kann ich nicht aufhören darüber nachzudenken, wie wohl die anderen aussehen. 

Ich will hier die großen Werke der menschlichen Baukunst nicht mindern. Den Inkas, den Mayas, den Nabatäern … ihnen gebührt allen Respekt, für das, was sie da geschaffen haben (An dieser Stelle sei erwähnt: Die Sache war leider oft auch menschenverachtend, man setzte auf Sklaven, kein Herrscher hat selbst die Ärmel hochgekrempelt und riesige Felsbrocken die Berge hochgeschleppt). 

Aber ich glaube, jene Stopps, an die ich mich am Ende meines Lebens mehr erinnern werde, sind die, bei denen der Mensch nicht seine Hände im Spiel hatte.

1. Bild: Rainbow Mountain in Peru auf 5.000 Höhenmetern. 2. Bild: Pink Beach in der Nähe von Flores Island in Indonesien (unweit dort, wo die Komodo-Drachen wohnen)

Es sind die Naturschauplätze. Der Rainbow Mountain in Peru. Ich gebe zu, durch die Höhenkrankheit halluziniert man leicht, man befindet sich hier auf 5.000 Metern, aber auch wenn man diesen leicht beeinträchtigten Geisteszustand subtrahiert, ist das Ganze noch immer fantastisch. Oder die Strände, die durch eine spezielle Mineralienzusammensetzung rosa oder grünen Sand haben. Der afrikanische Busch, in dem man Tiere sieht, die sich der logische Verstand nie ausdenken könnte. Halten wir fest: Das wahre Weltwunder ist die Welt selbst. Ich darf das sagen. Ich bin ja quasi Weltwunder-Expertin jetzt. 

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