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Auf der Suche nach Zeichen

Ich gebe zu: Ich bin ein kleiner Schisser. Ich mache mir ständig Sorgen um alles und jeden, und meist auch um selbst. Wenn man obendrein mit keinem wirklich vernünftigen Orientierungssinn ausgestattet ist, dann lernt man früh im Leben nach etwas Ausschau zu halten, das einem den Weg weist. Oder Antworten gibt. Oder zumindest eine Richtung indiziert, die Sinn machen würde, so im Großen und Ganzen.

Dass ich vor dieser Reise in Erwägung gezogen habe, es könne auch in Hundekacke oder Verkehrsampeln ein tieferer Sinn liegen („Wenn heute mal nichts vor meiner Haustür liegt, dann komme ich heil wieder heim“ oder „Wenn ich die nächsten drei Ampeln grün erwische, ist das ein Zeichen, dass alles glatt laufen wird“), sei am Rande erwähnt. Unsicherheit lässt einen komische Dinge tun.

Jedenfalls: Tag der Abreise. Und ich achte, eh klar, auf die Zeichen. Die beängstigend kluge Schwester, die beängstigend schlecht Auto fährt, hat uns beide auf dem Weg zum Flughafen dankenswerterweise nicht umgebracht. Ein gutes Zeichen. Check. 

Dann, am Abflug-Schalter, zwei geschäftige Qatar-Mitarbeiterinnen. „Sie reisen allein?“ – „Ja“. „Ein ganzes Jahr lang?“. – „Hmmm, so wär‘s jetzt mal angedacht“ (Seit meine Friseurin mir beim Abschiedsblondieren von einer Kundin erzählte, die Ähnliches vor hatte wie ich, allerdings nach drei Wochen die Sache abbrach, weil´s ihr zu einsam wurde, bin ich vorsichtig geworden). „Sie haben zuviel Gepäck“. – „In den Unterlagen stand, ich darf zwei Koffer einchecken.“ Aus diesem Grund hatte ich auch dem Charity-Projekt, das ich mir in Tansania anschauen will, angeboten, eine Tasche mitzunehmen. „Es sind aber insgesamt zuviele Kilogramm. 32 sind erlaubt, der eine Koffer hat allein schon 30 Kilo“. „ Was heißt das jetzt?“ Ein beherztes Tippen im Computer, ein verschwörerischer Blickaustausch. „Es heißt: Gute Reise.“ Zweites Zeichen. Check. Check. 

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Travelling is like dreaming with open eyes. Danke an Julia! It´s true!

Und dann stehe ich nach zehn Stunden Flug und einer holprigen Fahrt über Stock und Stein, vorbei an Ziegenherden und ganz viel Nichts, vor meiner Unterkunft am Fuße des Kilimanjaro. Vor mir liegt eine  ausgedörrte Steppenlandschaft mit von Giraffen abgefressenen Akazienbäumen, in der Ferne stehen sich ein paar Kühe die Beine in den Bauch. Eine junge Frau kommt auf mich zu, begrüßt mich. Ich soll mir mit ihr und ihrer Schwester die Bleibe teilen. „Woher kommst du?“, frage ich. Auf ihre Antwort hin lachend wir beide schallend los. „Alle haben gesagt, eine Frau Hablé komme heute an. Ich hab zu meiner Schwester gemeint, ich kenn nur den Namen Hable, ohne französischen Accent, vom Fleischhauer in Aurolzmünster.“ Tja. Hello again. Die Welt ist ein Dorf. Und sie schickt dauernd Zeichen. Check. Check. Check. 

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Lena und Anna, meine „Alles wird gut“-Boten aus der Heimat.

Wenn ich´s jetzt noch schaffe, in der nächsten Stadt einen Bankomat aufzutreiben, der mir tatsächlich Geld gibt, hab ich nix mehr zu meckern. Okay, das hab ich sowieso nicht. Der Start war der Beste, den ich mir wünschen könnte. Und ich hör jetzt mal für ein Tage auf, mir Sorgen zu machen. Und schau auf Ziegen und das große Nichts. Das beruhigt.

 

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