Top

Die Entstehung von „Für Alles um die Welt“

Ein Buch zu schreiben ist einfach, in der Theorie: Man setzt sich hin. Man schreibt, schreibt, schreibt. Und am Ende hat man genügend Seiten, die das Wort „Buch“ verdienen, richtig? Nun ja, Theorien sind dazu da, um von der Praxis in ihre Schranken verwiesen werden.

Bei mir verläuft das Schreiben eines Buchs so:

Ich setze mich hin. Ich stehe zehn Sekunden später wieder auf. Weil ich ganz dringend die Waschmaschine anwerfen muss. Ich setze mich hin. Ich stehe wieder auf, um ins Badezimmer zu gehen, mich in den Spiegel zu schauen, oft starre ich auch einfach nur die Beauty-Produkte neben dem Waschbecken an, keine Ahnung warum, aber den Anblick von Gesichtswaschgel, Feuchtigkeitscreme und Parfüm finde ich beruhigend. Ich setze mich hin. Ich stehe wieder auf.

Ich öffne den Kühlschrank. Schiebe mir ein Stück Hartkäse in den Mund. Schreibtisch. Kühlschrank. Schreibtisch. Kühlschrank.

Irgendwann gebe ich den Versuch auf, dass dieser Tag ernährungstechnisch unbedenklich verlaufen wird und ich stopfe mich mit tafelweise Schokolade voll (etwas, das ich von Anfang an tun wollte, der Hartkäse war nur eine Ersatzhandlung). Habe ich keine Schokolade im Haus, weil das Zeug von vorangegangenen Tagen bereits aufgefressen ist, trabe ich erstmal in den Supermarkt. Um danach, erschöpft vom Zuckerschock, an die Decke zu starren. Nach dieser Prozedur geht es meistens. Zumindest ein paar Seiten lang. 

 

 

Was ich eben beschriebe habe, war bei „Mein Date mit der Welt“ so. Und es war auch bei „Für Alles um die Welt“ nicht anders. Mit dem einzigen Unterschied, dass bei letzteren, also bei meinem neuen Buch, mein Schreibtisch nicht in Wien stand, sondern in Ipanema in Rio de Janeiro. Dort gibt es auch gute Schokolade (falls es jemanden interessiert, ich bin auf eingedickte Bananenmasse mit Milchschokolade-Überzug rein gekippt). Und was noch anders war: Ich begann zu schreiben, als wir alle gerade das Wort „Pandemie“ lernten und Corona seinen Anfang nahm. Im Zuge der aufkeimenden Weltgesundheitskrise, in der alle aufgebracht Halbwissen verbreiteten, hatte ich die Wahl: Abbrechen. Oder bleiben. Ich entschied mich für letzteres. Meine beängstigend kluge Schwester tat das Ganze als Sturheit und falschen Reisestolz ab, für mich war die Idee vom „sicheren“ Hafen nie eine Option.

Denn was ist schon ein sicherer Hafen, wenn wir alle durch denselben Sturm fahren? Eben. 

Darum Rio. Und ich hätte keine bessere Wahl treffen können, zumindest konnte ich neben der täglichen Schreib-Prokrastinierung am Strand laufen gehen und Sonne gab es ebenfalls satt. Aber ich bin nicht nur Rio dankbar, sondern auch der Pandemie. Na ja, soweit man einer Pandemie eben dankbar sein kann. Fakt ist: Sie hat mich dazu gebracht, im Vollgas-Modus zu bremsen. Zu reflektieren. Darüber nachzudenken, was war. Und was sein soll. Hm.

Wunsch ans Universum

Was sein soll? Wenn ich einen Wunsch ans Universum schicken darf, dann hätte ich ganz gerne, dass dieses Buch dafür sorgt, dass andere sich ebenfalls trauen, ihre Träume zu leben. Das muss kein Reisetraum sein. Es gibt tausend andere Dinge, die persönlich bereichernd sind. Für mich war’s halt das Reisen – denn Reisen ist meiner Meinung nach die leichteste Form von Entertainment, man muss sich nicht selbst motivieren, in die Gänge zu kommen. Man geht nach draußen und schwupps, wird man von neuen Eindrücken berieselt. Ich bin also zum Reisen gekommen, weil ich in Sachen Selbstmotiviation faul bin. Aber wenn meine Geschichte anderen hilft, ebenfalls etwas zu tun, das ihrem Leben keine Energie abzieht, sondern vielmehr gibt, dann ist schon viel erreicht. 

 

Flugzeug in der Luft

Ich habe 24 Flieger genommen, um „Für Alles um Die Welt“ zu schreiben. Ich weiß, umwelttechnisch ein Desaster.

Meine Reise-Statistik für die Entstehung von „Für Alles um die Welt“

Was war? Da war ganz viel. „Für Alles um die Welt“ ist 350 Seiten lang geworden. Ich hatte das Bedürfnis, ein bisschen was loszuwerden, meine Verlagsbetreuerin hat irgendwann aufgegeben, mit mir über Längen zu diskutieren. Aber in den 350 Seiten steckt eine ganze Welt. Meine Welt. Und auch wenn man das, was man erlebt hat, nie hundertprozentig treffend formulieren kann, vielleicht hilft ja diese Reise-Statistik ein besseres Bild von dem Jahr zu bekommen, in dem ich beschloss, meine Defintion von Alles zu leben. 

Für mein Buch „Für alles um die Welt“ habe ich …

✈️ Flieger: 24

Ich habe 24 Flieger genommen, um dahin zu kommen, wo mein Herz mich hintrieb.

Umwelttechnisch bin ich nicht stolz drauf. Und ich versuche, an anderer Stelle was wett zu machen, z.B. bei der Reduktion von Verpackungen und Wasserflaschen, ich kaufe kaum bis wenig an Klamotten ein, ich besitze kein Auto, nehme für innenländische Strecken möglichst den Bus statt das Flugzeug, ich zahle Kompensationszahlungen, esse zu 98 Prozent vegetarisch, gehe den Großteil der Strecken an meinen Destinationen zu Fuß (Für alle, die die genaue Route interessiert: Wien —> Bangkok  —> Hanoi  —> Saigon  —> Danang  —> Seoul  —>Honololu  —> Maui  —> Honololu  —> >Hong Kong —> Kalkutta  —> Bangkok  —>Chiang Mai  —>Kuwait  —> Istanbul  —>Nevsehir  —>Istanbul  —>Porto  —>Rio  —> Kapstadt  —>Johannesburg  —>Windhoek   —>Johannesburg  —>Rio

🛏️ Betten, in denen ich geschlafen habe: 38 (zwei davon verdienten das Wort Bett nicht, es waren Feldliegen und ein Schlafsack)

🚌 Busse: 19 

🏍️ Motorradtaxis: 15

🚗 Mietauto: 2

⛴️ Fähren: 6

💪Tattoo: 1 (mein erstes und bisher einziges)

💌 Tinder-Dates: 10

💞Liebeleien: 3 (Erfolgsrate 1:3 bzw. 2:3. Soll heißen: Einer war gut, einer zumindest brauchbar, einer zum Vergessen) 

🌇 Sonnenuntergänge: 100 plus. Ich habe aufgehört zu zählen, aber es müssen mindestens 100 gewesen sein

🌅 Sonnenaufgänge: 55 (die weiß ich deshalb so genau, weil ich 55 Tage lang im Busch jeweils um 5 Uhr früh aufstehen musste) 

🤢 Lebensmittelvergiftungen: 2 (1 x in Vietnam, 1 x in Indien)

😭 Momente, in denen ich aufgeben wollte: 1 x aus Liebeskummer. 1 x aufgrund der Lebensmittelvergiftung in Indien. Wobei ich sagen muss: Den Herzschmerz habe ich mir wahrscheinlich mehr eingebildet, Drama-Queen und so. Zweiteres war aber wirklich mühsam, doch wenigstens weiß ich jetzt, was ich nicht mehr essen werde.

🕶️ Verlorene Packstücke: 1 (ich hoffe, irgendjemand hat Freude an meinen sauteuren Sonnenbrillen)

👮 Behördlich konfiszierte Packstücke: 1 (Ein Massageball, so ein stacheliges Gummiding für den Rücken und die marschmüden Füßen. Die Security am Flughafen in Kuwait nahm mir das Teil ab, obwohl Kuwait nur eine Zwischenlandung war und ich nicht mal ins Land wollte)

🛍️ Schwerstes Souvenir: 11 Kilogramm wunderhübsche Porzellanteller aus Portugal (per Post an die Schwester zur weiteren Verwahrung geschickt)

 

Samba Stunde in Rio de Janeiro

Carla, meine Samba-Lehrerin in Rio de Janeiro, und ich. Sie kann tanzen. Ich bin talentbefreit. Aber zumindest der Glitzerrock, den mir Carla geborgt hat, passt.

💃Samba-Stunden: 30 (Hüftschwung noch immer problematisch)

🦁Löwen-Sichtungen: 24

🐘Elefanten-Begegnungen: 76 (zwei Monate im Busch haben ihre Vorteile)

🦒Lieblingstier: Giraffe

🪲 Neues Lieblingstier: Mistkäfer (ich würde den Kerl sogar heiraten, in meinem Buch erkläre ich, warum) 

👋 Anzahl der 24-Stunden-Bekanntschaften: 365 hoch zehn (man trifft jeden Tag unzählige Leute)

💛 Anzahl der Reisebekanntschaften, mit denen ich regelmäßig in Kontakt bin: 8 (und sie sind alle toll)

 

You don't have permission to register